Kamera

Nikon Z6

Z6 mit Sigma 105mm f2.8 D 1:1 (von ca. 2001)
Z6 mit Sigma 105mm f2.8 D 1:1 (von ca. 2001)

Ich verwende eine Nikon Z6, im folgenden kurz „Z6“ genannt.

Die Gründe für mich, diese Kamera zu benutzen, sind vielfältig – und ich will sie hier nicht alle darlegen. Die Z6 ist eine hervorragende Kamera, auch wenn es für die Makrofotografie und besonders für das Stacken bessere gibt. 

Schwächen der Z6

Zum einen ist der Vollformatsensor im Makrobereich nicht optimal, vor allem nicht bei kleinsten Motiven. Der Abbildungsmaßstab ändert sich nicht mit einer anderen Sensorgröße, aber mit einem MFT-Sensor kann ich mit 1:1 halb so große Motive formatfüllend fotografieren. Oder anders ausgedrückt, ein Motiv, dass ich mit einer MFT-Kamera mit 2:1 aufnehme, benötigt an der Z6 bereits eine 4-fache Vergrößerung.

  

Zum anderen sind andere Hersteller wesentlich besser in der Implementierung des Fokusbracketings, sowohl was die Geschwindigkeit angeht (selbst Canon ist mit der R6 mittlerweile mehr als dreimal schneller als die Z6), als auch in der Bedienung. Bei der Z6 sieht man während des Stackens nichts im Sucher oder Monitor. Die Anzahl der Bilder eines Stacks ist auf 300 beschränkt (warum?), und leider kann man den Stack nicht einmal über den Auslöser starten (warum nicht?).


Menuführung in der Praxis

Ich bin allerdings selber mit der generellen Bedienung einer Olympus, die prinzipiell sehr viel besser und schneller stacken kann, überhaupt nicht klar gekommen, daher kann ich die kleinen Schwächen bei der Z6 akzeptieren. Ich habe mir die Tasten und Menus meiner Z6 so „programmiert“, dass ich mit einem Tastendruck in die 100%-Ansicht schalte und mit einem zweiten Tastendruck zurück. Eine andere Taste habe ich mit dem Fokusbracketing-Menu der Z6 belegt, so dass ich mit zwei Tastendrücken das Stacken starten kann.

Solche eine Programmierung ist in der Praxis nicht zu unterschätzen und aus meiner Sicht eine Stärke von Nikon: Welche andere Kamera gewöhnt sich an den Fotografen und nicht umgekehrt?


Die beste Kamera

Am Ende wird jeder Fotograf die Kamera nehmen, die er sowieso schon hat, vor allem zu Beginn der Makrofotografie. Das klingt fürchterlich banal, heißt aber, wir müssen akzeptieren, dass es verschiedene Wege gibt. Dass, was bei dem einen hervorragend funktioniert, wird bei jemandem anderen zu keinem guten Ergebnis führen.

 

 

Allerdings möchte ich meine eigene Erfahrung nutzen, und auf den folgenden beiden Seiten kurz vorstellen, welche Kriterien aus meiner Sicht relevant sind für eine „Makrokamera“. Ich kenne einige Funktionen, Stärken und Schwächen anderer Hersteller, allerdings bin ich im tiefen Detail nur mit meiner Z6 vertraut.


Sensorgröße

Die häufig diskutierte Sensorgröße ist aus meiner Sicht ein überschätztes Thema. Es gibt weder den großen Vorteil des Vollformatsensors noch den des halb so großen Micro-Four-Third-Sensor (MFT), oder den des dazwischenliegenden APS-C-Formates – allein nur wegen der Sensorgröße.

 

Ein größere Sensor ist tendenziell rauschärmer, was einem höhere ISO-Zahlen und damit eine bessere Lichtempfindlichkeit bietet.

Auf der anderen Seite ist eine Vollformatkamera tendenziell größer und schwerer als das MFT-Pendant, vor allem, wenn es um die Objektive geht.

 

Kleinere Sensoren bieten bei gleichem Abbildungsmaßstab bereits eine „bessere Vergrößerung“: Wenn ich mit MFT ein Motiv 1:1 aufnehme, dann müsste ich mit dem Vollformat bereits 2:1 vergrößern, um am Ende (auf dem Print) das Motiv gleich groß abgebildet zu haben. Die daraus resultierende bessere Schärfentiefe beim kleineren Sensor und die bessere wirksame Blende würde ich gefühlt als leichten Vorteil für das MFT-Format für die Makrofotografie ansehen, auch wenn dieser Vorteile sich eventuell auch als Nachteil in der „normalen“ Fotografie zeigen mag.

In der Praxis werden andere Dinge, die vor allem mit den Kameramodellen und den Objektiven selber zu tun haben, eine wesentlich größere Rolle spielen.

 

Wenn ich völlig unabhängig von vorhandenen Objektiven, mehr oder weniger guten Bedienkonzepten, Qualitätsstandards wie z.B. Wetterschutz und vielen anderen herstellerabhängigen Details urteilen müsste, dann würde ich theoretisch vermutlich eher eine MFT-Kamera als eine Vollformatkamera für das Makrofoto wählen. Aber wie schon gesagt, sieht das in der Praxis (auch bei mir) anders aus.

 

 

Das absolut wichtigste – und ebenso häufig unterschätzte – Kriterium für oder wider eine bestimmte Kamera ist die Bedienbarkeit und das „Wohlfühlen“: Meine Kamera muss mir gefallen, nicht den anderen. Nur dann kann ich damit vernünftige Bilder machen.


Spiegel oder nicht?

Grundsätzlich habe ich die Vorteile der spiegellosen Kameras vor allem in der Makrofotografie kennen und schätzen gelernt, und ich würde heute keine DSLR mehr empfehlen für Makrofotografie.

 

Das hat verschiedene Gründe.

 

1) Als erstes ist da das Gewicht. Im bodennahen Betrieb mit der Kamera  auf einem Schlitten kann jedes Gramm zählen. Je leichter und kleiner eine Kamera ist, desto besser eignet sie sich für Makrofotos.

 

2) Ein weiterer Vorteile der spiegellosen Kamera für die Makrofotografie ist ihr eigentlicher Nachteil:

 

der elektronische Sucher.

 

Vorteil des elektronischen Suchers

So gibt es keine mentale Umstellung zwischen Sucher und Monitor: auf beiden sehe ich das Gleiche, und vor allem erfolgt die Umschaltung automatisch.

Noch viel wichtiger aber ist die automatische Helligkeitskorrektur des elektronischen Suchers. Es gibt einige interessante und sehr gute Makroobjektive, die keinerlei elektronische Verbindung zur Kamera haben. 



Z6 mit Sigma 105mm/f2.8 EX-DG Macro-OS 1:1 bodennah auf Umkehrschiene: nur mit Display zu verwenden!
Z6 mit Sigma 105mm/f2.8 EX-DG Macro-OS 1:1 bodennah auf Umkehrschiene: nur mit Display zu verwenden!

Beispiel

Das Laowa 25mm/2.8 Ultra Macro 2,5-5:1 ist ein solches Beispiel. Ich kann vorne am Objektiv die Blende einstellen, aber das Kameragehäuse weiß weder, welche Brennweite oder welcher Abbildungsmaßstab, noch, welche Blende eingestellt wurde.

Warum ist das ein Problem?

 

Bei einer DSLR kommt abgeblendet auf z.B. f11 nicht mehr viel Licht im Sucher an, d.h. für Freihandaufnahmen kann ich nur mit Offenblende fotografieren. Bei einem Abbildungsmaßstab von z.B. 3:1 geht die Schärfentiefe in den Bereich <100µm, vor allem bei Offenblende f2.8.  Damit lässt sich kaum ein vernünftiges Foto machen.

 

Bei der spiegellosen Kamera kann ich abblenden, und der elektronische Sucher kompensiert das schwächer werdende Licht. Ich sehe – ein etwas verrauschtes – Bild mit normaler Helligkeit.


Aber auch das alles soll nicht heißen, eine DSLR ließe sich nicht verwenden für die Makrofotografie. Die meisten modernen Modelle erlauben wenigstens „Live view“ und auch eine geräuschlose Auslösung, d.h. das Auslösen ohne mechanischen Verschluss. Letzteres ist aus Verschleißgründen sehr wichtig, wenn man Stacken möchte.